Zum sechsten Mal bedankte sich Bielefeld mit einer Woche voller Aktionen bei pflegenden Angehörigen. Damit Familien trotz besonderer Corona-Umstände verdient abschalten und gemeinsame Momente genießen konnten, haben die Organisationen das Programm aufwendig angepasst.
Für die Liebsten immer vor Ort sein, die eigenen Bedürfnisse hintenanstellen: 13.000 pflegende Angehörige in Bielefeld müssen sich in diesem Jahr neben den regulär bereits hohen Herausforderungen zusätzlichen Hürden stellen. So gibt es Unsicherheiten, in welchem Maß sie aufgrund von Corona-Schutzmaßnahmen bei der Pflege unterstützt werden können, und erhöhte Sorgen, das Virus zuhause einzuschleppen. Um sich bei all diesen Menschen zu bedanken, die diese hohen Anforderungen täglich meistern, hat die Stadt Bielefeld zusammen mit den v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, den Bielefelder Wohlfahrtsverbänden, dem Arbeitskreis Tagespflege, der FH Bielefeld und dem Regionalbüro Alter, Pflege und Demenz die Woche für pflegende Angehörige organisiert.
Bereits zum sechsten Mal konnten pflegende Angehörige eine Woche lang bei verschiedenen Aktionen entspannen, abschalten und sich kulinarisch verwöhnen lassen. Den Auftakt dazu machte das große Gala-Diner am 5. September. Statt einer großen, gemeinsamen Feier wie in den Vorjahren hatte sich das Organisationsteam in diesem Jahr dafür entschieden, das Essen persönlich in die einzelnen Haushalte zu bringen. Hierfür stellte der Bielefelder Mercedes-Händler Beresa die Betriebskantine zur Verfügung, in der Chefkoch Salvador Marin-Martinez mit seinem vierköpfigen Team die vielfältigen Menüs zusammenstellte. Um die 256 Gala-Diners pünktlich auszuliefern, packten neben 22 Helferteams auch die Schirmherren der Aktionswoche mit an. Oberbürgermeister Pit Clausen und Pastor Ulrich Pohl, Vorstandsvorsitzender der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel, zeigten sich sichtlich beeindruckt vom bewältigten Pflegealltag der besuchten Angehörigen: „Das, was Sie täglich für Ihre Frau und die Gesellschaft leisten, wäre in diesem Umfang gar nicht staatlich zu stemmen“, so Clausen, als er im Haus von Dirk Wintzer, der seit zwölf Jahren seine demenzkranke Frau pflegt, zwei Galamenüs auslieferte.
Nach dem kulinarischen Auftakt konnten sich die pflegenden Angehörigen außerdem über die Woche verteilt mit Massagen und Fußpflegen verwöhnen lassen. An zwei Tagen wurde die heimische Wohnung dann gegen das Tanzparkett von Peter Wolff getauscht. Die Bielefelder Tanzlegende zeigte mit Sitzboogie und Schuhplattler, dass Spaß an Bewegung auch mit eingeschränkter Bewegungsfreiheit und Hygieneabstand möglich ist.
Um alle Aktionen reibungslos koordinieren zu können, war eine kostenfreie Anmeldung im Vorfeld nötig. „Ohne unsere zahlreichen Förderer wäre das alles nicht möglich gewesen“, bedankte sich Ulrich Pohl bei allen Helferinnen und Helfern. Für das große Finale der Aktionswoche machten sich am vergangenen Samstag dann noch einmal zwölf ehrenamtliche Teams mit Überraschungspaketen mit Leckereien und Pflegeprodukten von Bielefelder Unternehmen sowie 156 prall gefüllten Frühstückstüten vom Tierpark Olderdissen aus auf den Weg in die Haushalte der pflegenden Angehörigen. Damit das Frühstück auch rechtzeitig ankommt, hatte sich Swen Jürries-Baist von der Meierhof Gastronomie im Tierpark Olderdissen mit seinem Team schon in den frühen Morgenstunden an die Zusammenstellung des Familienfrühstücks begeben. Sozialdezernent Ingo Nürnberger erfuhr auf seiner Tour durch Ummeln von den Familien Simon und Pietsch aus erster Hand, wie wichtig bedingungsloser Zusammenhalt ist, und dass eine gute Nachbarschaft noch näher zusammenrückt, wenn es – wie in der Coronapandemie – wirklich darauf ankommt.