Peter Wolff zeigt während der Aktionswoche, dass es beim Tanzen im Alter auf viel mehr als Körperkontakt ankommt.
Mehr als 48 000 Menschen haben seit den 60er-Jahren bei ihm das Tanzen gelernt. Wer könnte also besser geeignet sein, um im AWO-Forum in Sennestadt auch unerfahrenere Tanzfüße in den Takt zu bringen als Peter Wolff? Dank seiner langjährigen Erfahrung als Rehasport-Übungsleiter schafft es die Bielefelder Tanzlegende, sogar zwei Dinge zu vereinen, die auf den ersten Blick überhaupt nicht zusammenpassen: Tanzen und Abstandhalten.
In der richtigen Reihenfolge überkreuzen und gleichzeitiges Stampfen der Füße schult die Koordinationsfähigkeit.Bei Wolffs Seniorentanz während der Woche der pflegenden Angehörigen geht es nicht darum, federleicht wie Fred Astaire übers Parkett zu schweben. Denn die Tänze werden bei Wolff in einfachere Sitz- oder – wenn möglich – Stehpositionen umgewandelt, um bei vielen Seniorinnen und Senioren die Selbstständigkeit wieder zu verbessern, das Selbstwertgefühl zu stärken und neue Mobilität aufzubauen. Sich rhythmisch zur Musik zu bewegen, „dazu zählt auch schon das Schunkeln; das kann jeder, und es macht auch noch wahnsinnig viel Spaß“, sagt der 77-jährige Wolff.
Los geht’s an diesem Montagnachmittag aber erst einmal ohne Musik. Fünf Minuten aufwärmen: Muskeln, Sehnen und Bänder dehnen. Dann kündigt er sich schon über die Lautsprecher im typischen Dreivierteltakt an: der Schuhplattler. Ein bayerischer Volkstanz, der sich „perfekt eignet, um ihn problemlos im Sitzen, am Rollator oder im Rollstuhl zu tanzen“, so Wolff.
Gleichmäßig stampfen die Füße der vier Teilnehmerinnen auf den Boden, die Knie heben sich und werden abwechselnd mit den Händen berührt. In fester Reihenfolge werden diese anschließend über dem Kopf zusammengeklatscht. Wer kann, steht auf und wiederholt die Abfolge. „Im Rhythmus versteht sich.“ Ein echter Tanz mit so viel Abstand wie nötig und so viel Bewegung wie bei jedem Einzelnen möglich.
Auch kontaktintensive Tänze wie den Boogie-Woogie hat Wolff an die Umstände angepasst: Nur die Füße wippen zuerst gleichmäßig auf und ab, nach vorn und nach hinten. Die Arme dazu schwungvoll in die Gegenrichtung zu bewegen, in fester Abfolge die Hände zu Kreuzen und mit dem Oberkörper mitzuschwingen, schult nicht nur die Beweglichkeit, sondern „hält auch das Gedächtnis auf Trab“, sagt Wolf. „Wenn man zu sehr an die Reihenfolge denkt, kommt man schnell raus“, stellt Christe Ambrosius aus Sennestadt fest. „Ganz genau“, sagt Peter Wolff. Auch deswegen ist es für die Teilnehmenden bei seinen Kursen so wichtig, sich einfach locker zu machen, unverkrampft Spaß zu haben und so mit regelmäßigem Sitztanztraining dem eigenen Körper nach und nach wieder ein paar Freiheiten zurückzugeben.