September 10, 2020 6:47 pmVeröffentlicht von Manuel Bünemann
Peter Wolff zeigt während der Aktionswoche, dass es beim Tanzen im Alter auf viel mehr als Körperkontakt ankommt.
Mehr als 48 000 Menschen haben seit den 60er-Jahren bei ihm das Tanzen gelernt. Wer könnte also besser geeignet sein, um im AWO-Forum in Sennestadt auch unerfahrenere Tanzfüße in den Takt zu bringen als Peter Wolff? Dank seiner langjährigen Erfahrung als Rehasport-Übungsleiter schafft es die Bielefelder Tanzlegende, sogar zwei Dinge zu vereinen, die auf den ersten Blick überhaupt nicht zusammenpassen: Tanzen und Abstandhalten.
Mit Abstand im gleichen Takt: Peter Wolff zeigt Christe Ambrosius, wie Bewegung zur Musik trotz Abstandsregelungen Spaß machen kann.
In der richtigen Reihenfolge überkreuzen und gleichzeitiges Stampfen der Füße schult die Koordinationsfähigkeit.Bei Wolffs Seniorentanz während der Woche der pflegenden Angehörigen geht es nicht darum, federleicht wie Fred Astaire übers Parkett zu schweben. Denn die Tänze werden bei Wolff in einfachere Sitz- oder – wenn möglich – Stehpositionen umgewandelt, um bei vielen Seniorinnen und Senioren die Selbstständigkeit wieder zu verbessern, das Selbstwertgefühl zu stärken und neue Mobilität aufzubauen. Sich rhythmisch zur Musik zu bewegen, „dazu zählt auch schon das Schunkeln; das kann jeder, und es macht auch noch wahnsinnig viel Spaß“, sagt der 77-jährige Wolff.
Der Schuhplattler lässt sich mit viel Schwung im Stehen oder Sitzen auch ohne Körperkontakt tanzen.
Los geht’s an diesem Montagnachmittag aber erst einmal ohne Musik. Fünf Minuten aufwärmen: Muskeln, Sehnen und Bänder dehnen. Dann kündigt er sich schon über die Lautsprecher im typischen Dreivierteltakt an: der Schuhplattler. Ein bayerischer Volkstanz, der sich „perfekt eignet, um ihn problemlos im Sitzen, am Rollator oder im Rollstuhl zu tanzen“, so Wolff.
Gleichmäßig stampfen die Füße der vier Teilnehmerinnen auf den Boden, die Knie heben sich und werden abwechselnd mit den Händen berührt. In fester Reihenfolge werden diese anschließend über dem Kopf zusammengeklatscht. Wer kann, steht auf und wiederholt die Abfolge. „Im Rhythmus versteht sich.“ Ein echter Tanz mit so viel Abstand wie nötig und so viel Bewegung wie bei jedem Einzelnen möglich.
In der richtigen Reihenfolge überkreuzen und gleichzeitiges Stampfen der Füße schult die Koordinationsfähigkeit.
Auch kontaktintensive Tänze wie den Boogie-Woogie hat Wolff an die Umstände angepasst: Nur die Füße wippen zuerst gleichmäßig auf und ab, nach vorn und nach hinten. Die Arme dazu schwungvoll in die Gegenrichtung zu bewegen, in fester Abfolge die Hände zu Kreuzen und mit dem Oberkörper mitzuschwingen, schult nicht nur die Beweglichkeit, sondern „hält auch das Gedächtnis auf Trab“, sagt Wolf. „Wenn man zu sehr an die Reihenfolge denkt, kommt man schnell raus“, stellt Christe Ambrosius aus Sennestadt fest. „Ganz genau“, sagt Peter Wolff. Auch deswegen ist es für die Teilnehmenden bei seinen Kursen so wichtig, sich einfach locker zu machen, unverkrampft Spaß zu haben und so mit regelmäßigem Sitztanztraining dem eigenen Körper nach und nach wieder ein paar Freiheiten zurückzugeben.
Die richtige Musik: „Wenn man dann noch Text und Melodie kennt, macht es gleich noch mehr Spaß“, sagt Tanzlehrer Peter Wolf.
September 8, 2020 11:14 amVeröffentlicht von Manuel Bünemann
Bielefeld bedankt sich mit Gala-Diner auf Rädern
Eigentlich sind die Türen beim Bielefelder Mercedes-Händler Beresa samstags nur zum Schauen geöffnet. Doch an diesem Tag öffnen sie sich ab 17 Uhr beinahe im Minutentakt. 22 freiwillige Helferteams sind auf dem Weg in die zur Verfügung gestellte Betriebskantine, in der Chefkoch Salvador Marin-Martinez mit seinem vierköpfigen Team bereits die ersten Menüs des großen Gala-Diners zusammengestellt hat.
So beginnt die Woche für pflegende Angehörigen bereits zum 6. Mal mit einem feierlichen Menü, zum 1. Mal – allerdings mit einem ganz neuen Konzept: „Statt einem gemeinsamen Gala-Diner haben wir uns entschieden, die Menüs direkt in die Haushalte zu bringen“, sagt Sozialdezernent Ingo Nürnberger. Aufgrund der besonderen Corona-Situation in diesem Jahr sei nicht klar gewesen, ob das Gala-Dinner überhaupt zu stemmen sei, so Pastor Ulrich Pohl, Vorstandsvorsitzender der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel und Schirmherr der Initiative. „Doch der Mut war da und die Unterstützung unserer zahlreichen Partner groß.“ Er macht sich gemeinsam mit Oberbürgermeister Pit Clausen, ebenfalls Schirmherr der Initiative, dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände, Ulrich Paus, und Sozialdezernent Ingo Nürnberger auf den Weg, um persönlich zwei der insgesamt 250 bestellten, kostenfreien Wunschmenüs auszuliefern.
Zwei der 256 von Salvador Marin-Martinez gekochten Galamenüs werden von Ulrich Pohl, Pit Clausen, Ulrich Paus und Ingo Nürnberger (v.l.n.r.) an pflegende Angehörige ausgeliefert.
Die Adresse auf dem sorgsam geplanten Lieferzettel führt zuerst in den Bielefelder Westen in das Haus von Dirk Wintzer. Die Thermobox mit den gemischten Vorspeisen, den Black-Angus-Hüften mit Prinzess-Bohnen und Kartoffel-Gratin wird aber vorerst noch nicht geöffnet, denn kaum über die Türschwelle getreten, lädt Wintzer erst noch zu einem kleinen Getränk ein. An diesem Samstag feiert er seinen 81. Geburtstag und zieht so beim Lebensalter mit seiner an Demenz erkrankten Frau gleich, die er seit 12 Jahren morgens und abends zu Hause pflegt. Damals, 2007, wollte das Unternehmerpaar eigentlich damit beginnen, die wohlverdiente Rente gemeinsam aktiv zu genießen. Doch die Symptome seiner Frau nahmen zu und machten eine intensive Pflege erforderlich.
Sich liebevoll kümmern, immer da sein, Verantwortung übernehmen: Was in der Regel bereits enorme Hingabe erfordert, wird in Corona-Zeiten für pflegende Angehörige noch herausfordernder. Deshalb sei die Aktionswoche in diesem Jahr nochmal besonders wichtig, so Pit Clausen, der sich mit der kulinarischen Aufmerksamkeit für „den großen Dienst an ihrer Frau und der Gesellschaft“ bei Wintzer „stellvertretend für tausende weitere pflegende Angehörige“ bedankt.
Zu Beginn sei die Pflege für den Rentner eine große Herausforderung gewesen, doch Zweifel daran, ob er sie bewältigen können wird, habe er nie gehabt, sagt der ehemalige Hobbysegler. „Andersherum wäre die Pflege noch viel schwieriger, allein schon physisch gesehen“, so Wintzer, der im Netz für mehr Mut „gerade bei Männern“ wirbt, den Pflegeherausforderungen zu begegnen. Unterstützung bekommt er dabei wochentags von der Tagespflege in der Moltkestraße. Dort habe man ihn auch auf die Aktionswoche aufmerksam gemacht.
Bevor das seit 51 Jahren verheiratete Paar demnächst wieder die Herausforderungen ihrer nächsten gemeinsamen Reise auf sich nimmt, kann sich Dirk Wintzer an diesem Abend schon einmal vorab eine kleine Auszeit nehmen: von seinen „stetig besser werdenden“ Fähigkeiten am Herd.
Kulinarisches Dankeschön: Mit zwei Galamenüs bedanken sich Ulrich Pohl, Pit Clausen, Ulrich Paus ( hinten v.l.n.r) und Ingo Nürnberger (nicht im Bild) persönlich bei Dirk Wintzer, der seit 12 Jahren seine demenzkranke Frau pflegt.
Neben den Galamenüs gibt es in der laufenden Aktionswoche noch weitere kostenfreie Angebote für pflegende Angehörige: Massagen, Fußpflegestunden und Tanzkurse sind über die Woche verteilt. Am kommenden Samstag werden zum Abschluss Picknickkörbe für ein großes Frühstück zu den angemeldeten Familien gebracht.
Gegarte Black-Angus-Hüfte beim Gala-Diner daheim, Tanz ohne erhöhte Ansteckungsgefahr oder das Familienfrühstück mit Picknick-Korb – die Initiatoren der Aktionswoche für Pflegende Angehörige haben jetzt das Programm unter Corona-Bedingungen für dieses Jahr vorgestellt. Mit Kreativität und Engagement haben sie ein Angebot entwickelt, das auch während der Corona-Pandemie stattfinden kann.
„Die Aktionswoche soll nicht trotz sondern gerade wegen der Corona-Bedingungen unbedingt stattfinden“, ist Oberbürgermeister Pit Clausen überzeugt. „Bereits zum 6. Mal gibt es in Bielefeld eine Woche für Pflegende Angehörige, aber sie war nie so nötig wie jetzt.“ Schließlich sei es für diejenigen, die ihre Angehörige pflegen, während der Pandemie noch schwieriger geworden, so Clausen, der auch Schirmherr der Initiative Pflegende Angehörige Bielefeld ist. „Deshalb gilt es laut und deutlich Danke zu sagen!“
Pflegende Angehörige haben in den vergangenen Monaten noch mehr geschultert als ohnehin schon. „16 von 18 Tagespflegen hatten geschlossen – man kann sich vorstellen, was das bedeutet, diese Arbeit aufzufangen“, betont Pastor Ulrich Pohl, Vorstandsvorsitzender der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel und ebenfalls Schirmherr der Initiative. Aus Gesprächen weiß er, dass ambulante Angebote angefragt wurden, viele sich dann aber doch nicht getraut haben, einen Pflegedienst nach Hause kommen zu lassen aufgrund der Ansteckungsgefahr. Ein Dilemma, denn unter der hohen Belastung leidet auch die eigene Gesundheit. Eigene Termine können Pflegende Angehörige dann kaum noch wahrnehmen. Auch Besuche zu Hause durch Kinder oder Enkel konnten kaum stattfinden, das alles hat die Pflegesituation sehr belastet“, berichtet Pastor Pohl. Neben der gefährdeten Gesundheit droht damit auch noch Vereinsamung. „Wir sprechen hier vom größten Pflegedienst der Nation. Umso wichtiger ist es, dass wir Dank und Wertschätzung zum Ausdruck bringen.“
Auch wenn nun schrittweise die Regelungen für größere Veranstaltungen wieder gelockert werden, wollen die Veranstalter auf Nummer Sicher gehen. Schließlich haben insbesondere Pflegende Angehörige Kontakt zu den Risikogruppen für das Corona-Virus. „Deshalb kommt das Gala-Diner zu den Pflegenden Angehörigen nach Hause. Für das Familienfrühstück gibt es einen Picknick-Korb, den die Familien einsetzen können, wie es in den eigenen Alltag passt“, verrät Ulrich Paus, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände. Auch für Bewegung ist gesorgt: Zum ersten Mal fordert Tanzlehrer Peter Wolff auf zum Tanz unter Corona-Bedingungen. Körperlich profitieren Pflegende Angehörige von Massage oder Fußpflege. Und ein Überraschungspaket zeigt, welche Produkte aus Bielefeld kommen. Anstelle einer Kulturveranstaltung haben die Künstler der letzten Aktionswochen auf der Homepage kurze »Videos mit Grüßen hinterlassen. Sämtliche Angebote sind wie immer für Pflegende Angehörige kostenlos. Paus dankt auch den zahlreichen Förderern für die großzügige finanzielle Unterstützung. „Ohne sie wäre diese Woche nicht möglich.“
Zum 6. Mal macht die Aktionswoche auf die belastende Situation der mehr als 13.000 Menschen in Bielefeld aufmerksam, die einen Angehörigen oder Bekannten pflegen. Von der täglichen häuslichen Pflege bis zur gelegentlichen Unterstützung – für die Aktionswoche ist der Begriff bewusst weit gefasst. Seit 2015 hat sie sich im Bielefelder Terminkalender fest etabliert und ist zum bundesweiten Vorzeigeprojekt geworden. Ein vergleichbares Angebot gibt es bislang nur in Berlin. In den vergangenen Jahren wurde das Programm immer wieder erweitert und an die Bedürfnisse der Pflegenden Angehörigen angepasst. Seit 2015 haben jedes Jahr zwischen 400 und 500 Pflegende Angehörige an den Hauptveranstaltungen der Aktionswoche teilgenommen. Die Rückmeldungen haben gezeigt, dass die Aktionswoche den Teilnehmenden gutgetan hat. Das Motto: Wir tun mehr, als viele denken bringt den riesigen Anteil der Familie und anderer in der häuslichen Pflege auf den Punkt und hebt ihre immense Leistung hervor, die in der Öffentlichkeit zu selten wahrgenommen wird. „Dass auch während der Pandemie so ein Angebot in Bielefeld auf die Beine gestellt wurde schmückt unsere Stadt!“, findet Oberbürgermeister Clausen.
Programm unter Corona-Bedingungen
Veranstaltungen: 6. Woche für Pflegende Angehörige vom 5. bis 12. September
Gala-Diner (Samstag, 05.09.2020) Das festliche Menü kommt in diesem Jahr zu den Pflegenden Angehörigen nach Hause.
Die Speisekarte gibt es im Internet auf www.pflegende-angehoerige-bielefeld.de/gala-diner
Wellness: Massage oder Fußpflege (7. bis 11.09.2020) Auszeit für den Körper
Überraschungspaket mit Produkten aus Bielefeld
Darf ich bitten? (06. – 07. und 10. – 12.09.2020) Tanzangebot als Reha-Sport in Kleingruppen (unter Corona-Auflagen) mit oder ohne Partner/-in
Zusätzlich: Tanzvideo im Internet auf pflegende-angehoerige-bielefeld.de
Familienfrühstück (Samstag, 12.09.2020) Picknickkörbe für das Frühstück mit der Familie
Kultur Video-Clips der Künstlerinnen und Künstler aus den letzten Aktionswochen auf »pflegende-angehoerige-bielefeld.de; jede Woche kommt eins hinzu.
Anmeldungen sind erforderlich und ab sofort möglich: Tel. 0521 51-2371 (vormittags)
Foto: Stellten das Programm der Woche für Pflegende Angehörige vor, die unter Corona-Bedingungen stattfinden soll: Oberbürgermeister Pit Clausen (links), Pastor Ulrich Pohl (Mitte) und Ulrich Paus. (Foto: Manuel Bünemann)
Eine Impro-Comedy-Gruppe, ein Blasorchester, Comedy und Kabarett und natürlich die Clowns: Zu dieser Woche für Pflegende Angehörige grüßen die Künstlerinnen und Künstler aus den verganenen Aktionswochen per Video-Botschaft. Und man sieht: Da steckt viel Mühe drin! Jede Woche kommt ein neues Video hinzu. Wir wünschen viel Spaß!
Flottmann und Wadowski: Sieker
Dr. Clown: Ich wollt‘ ich wär unter dem Meer
Die Stereotypen: Dank und Grüße an Pflegende Angehörige
Ingo Börchers: Leben hat Nebenwirkungen
Blasorchester 3Sparren: Always look on the bright Side of Life
Ein Hoch auf die Pflege! Das bringt Dr. Eckart von Hirschhausen immer wieder deutlich auf den Punkt. Der TV-Moderator und Kabarettist zeigt in seiner neuen „Pflegeserie“ zahlreiche Profi-Tipps für Pflegende Angehörige. Entstanden sind die Videos im Evangelischen Klinikum Bethel. Hier haben Lukas und Joana, Auszubildende in der Pflegeschule, das Drehteam kurzerhand mit in ihre Klassenräume genommen.
Hirschhausens „Pflegeserie“ des dm Alverde Magazins beantwortet die Klassiker-Fragen: „Wie helfe ich jemandem beim Essen, Waschen, Zähneputzen?“ oder „Wie helfe ich nach einem Sturz?“ Außerdem nimmt sie auch die seelischen Belastungen von Pflegenden in den Fokus. In jedem Fall sind die Videos also auf Pflegende Angehörige zugeschnitten – und das im wahrsten Sinne des Wortes.
Im Januar 2020 ist die Pflegeserie gestartet. Jeden Monat kommt ein Video hinzu.
September 24, 2019 4:14 pmVeröffentlicht von Manuel Bünemann
Rekord-Besucherzahl bei 5. Aktionswoche
Mit einem Frühstück für Familien mit pflegebedürftigen Kindern ist am Samstag die 5. Woche für Pflegende Angehörige zu Ende gegangen. Mit mehr als 500 Bielefeldern, die einen Angehörigen oder Bekannten pflegen, haben in diesem Jahr so viele wie noch nie die Angebote der Aktionswoche genutzt. Damit hat sich dieses Vorzeigeangebot, das es sonst bundesweit nur in Berlin gibt, auch in Bielefeld endgültig etabliert. Die Aktionswoche für Pflegende Angehörige vermittelt Wertschätzung und ermöglicht Auszeiten für Menschen, die oftmals an 365 Tagen im Jahr unter großem Druck stehen und dabei an ihre Leistungsgrenze gehen.
Oberbürgermeister Pit Clausen (2.v.l.), Dr. Rainer Norden (2.v.r.) und Ulrich Paus eröffneten die 5. Woche für Pflegende Angehörige beim Gala-Diner im Betheler Assapheum. Links: Gisela Krutwage (Stadt Bielefeld).
Schon bei der Eröffnung der Aktionswoche gab es Dank vom Oberbürgermeister, vom Stellv. Vorstandsvorsitzenden der v. Bodelschwinghschen Stiftungen Bethel und dem Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände: Pit Clausen, Dr. Rainer Norden und Ulrich Paus waren sich beim Gala-Diner, das im Betheler Assapheum mit 220 Pflegenden Angehörigen ausgebucht war, einig, dass dieser festliche Abend zum Feiern genutzt werden soll.
Mit dem Gala-Diner hat Ralf Klose zum ersten Mal eine Veranstaltung der Aktionswoche besucht. Seit vor vier Jahren der Lebenspartner seiner Mutter verstorben ist, kümmert sich der 56-jährige Bielefelder um die an Demenz erkrankte Frau. Geschwister hat er nicht, zum Glück unterstützt ihn seine Partnerin. „Es ist zeitintensiv, sich in die Fragestellungen der häuslichen Pflege einzuarbeiten und Entscheidungen zu treffen. Ich kann daher nur raten, sich so viel professionelle Hilfe zu holen wie möglich.“ Mutter und Sohn sehen sich dreimal pro Woche, zweimal geht die 84-jährige Frau in die Tagespflege. „Aber irgendwann wird mehr Betreuung notwendig sein als ich und die Tagespflege kompensieren können“, weiß Klose. Dann wird wohl eine ambulante Unterstützung zum Tragen kommen. Beim Gala-Diner ist der Diplom-Psychologe mit anderen ins Gespräch gekommen. „Das Wichtigste ist zu sehen, dass man nicht allein ist, das hilft sich nicht hilflos zu fühlen. Und ich finde die Idee der Wertschätzung toll, die fällt sonst unter den Tisch“, sagt er. Sein Fazit: „Eine Woche für Pflegende Angehörige ist genau die richtige Maßnahme!“
Kabarettist Ingo Börchers machte mit den Pflegenden Angehörigen „Ferien auf Sagrotan“.
Und die bot auch nach dem Gala-Diner etwas für jeden Geschmack: Kabarettist Ingo Börchers machte aus der geplanten Auszeit gleich „Ferien auf Sagrotan“. In seinem Programm erkannten die 180 Besucher Situationen aus ihrem Alltag, die an diesem Abend einfach einmal weggelacht werden konnten. Als Überraschungsfilm im Kino lief Yesterday in einer Sondervorstellung. Bei 80 Filmfreunden traf der Film mit seiner lustig-melancholischen Stimmung den richtigen Nerv. Die Comedy-Bustour mit Heinz Flottmann gehörte zum ersten Mal zum Angebot der Aktionswoche, war stark nachgefragt und ausgebucht. Von ihrem Reiseleiter Flottmann erfuhren die 40 Pflegenden Angehörige etwas über die ästhetischen Entgleisungen ihrer Leineweberstadt.
Miran, Hüseyin, Ferida und Jorden standen beim Frühstück für Familien mit pflegebedürftigen Kindern in der ersten Reihe beim Gig von Randale.
Ein Brunch mit Randale war der abschließende Höhepunkt der Aktionswoche. Die Kinder-Rockband „Randale“ spielte unplugged für Familien mit pflegebedürftigen Kindern, die in den Meyerhof Olderdissen zu einem ausgiebigen Frühstück gekommen waren. Bielefelds Bürgermeisterin Karin Schrader und Dr. Maren Thäter, Vorsitzende Geschäftsführerin des Evangelischen Klinikums Btehel (EvKB), waren wie die Kinder vom Brunch mit Randale begeistert.
Neben den Hauptveranstaltungen lebte die Aktionswoche von Angeboten, die unterstützende Organisationen bereitstellten: Informationsangebote, Erholungsmöglichkeiten und Treffs für Pflegende Angehörige. Finanziell unterstützt wurde sie durch die Lions-Hilfe, Stiftung Diamant-Software, BGW, Goldbeck und die Volksbank Bielefeld-Gütersloh.
Die Initiatoren sind sich sicher: Auch im Jahr 2020 wird es wieder eine Woche für Pflegende Angehörige geben.
Helfen Sie durch Ihre Teilnahme an der Online-Befragung
10 bis 12 Minuten soll die Umfrage dauern, die zum Ziel hat, Informations- und Beratungsangebote noch stärker an die individuellen Bedürfnisse von Pflegenden Angehörigen anzupassen. Mit Ihrer Teilnahme an der Befragung tragen Sie dazu bei, dass es zukünftig einfacher und leichter sein wird, die passende Unterstützung zu erhalten. Die Umfrage steht in deutscher, russischer und türkischer Sprache zur Verfügung. Es handelt sich um ein Projekt der Universität Witten/Herdecke, gefördert durch das Ministerium für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes NRW und den Landesverbänden der Pflegekassen. Die Ergebnisse werden auf Wunsch zur Verfügung gestellt. Wir möchten das Projekt unterstützen, indem wir hier dafür werben.
Nehmen Sie sich die Zeit und helfen Sie, indem Sie Ihre Erfahrungen teilen.
Für die 4. Aktionswoche für Pflegende Angehörige in Bielefeld vom 22. bis 29.09.2018 steht jetzt das Gesamtprogramm fest. Neben den Hauptveranstaltungen mit dem Gala-Diner, dem Impro-Theater, der Kino-Sondervorstellung, dem Mitsingkonzert und dem Frühstück für Familien mit pflegebedürftigen Kindern sind diverse Veranstaltungen im Angebot, die Organisationen auf die Beine stellen um die Aktionswoche und die Pflegenden Angehörigen zu unterstützen.
Fachhochschule Bielefeld sucht Pflegende Angehörige für Interviews
Pflegen Sie aktuell Ihre (Schwieger-) Mutter oder Ihren (Schwieger-) Vater? Haben Sie in der Vergangenheit Erfahrungen mit der Pflege Ihrer (Schwieger-) Eltern gemacht? Dann können Sie für die Fachhochschule Bielefeld ein wertvoller Interviewpartner sein. Geben Sie Ihre Erfahrungen weiter und unterstützen Sie damit Erkenntnisse und Weiterentwicklung.
September 16, 2016 2:54 pmVeröffentlicht von Manuel Bünemann
2. Woche für pflegende Angehörige beginnt Samstag
Konzert, Mitsingchor, Gala Diner und Infoveranstaltung sind Höhepunkte im Programm für Pflegende Angehörige vom 17. bis 24. September. Pflegende Angehörige sind zu den Veranstaltungen kostenfrei eingeladen und können sich in dieser Woche noch anmelden. Betreuungsplätze für zu Pflegende stehen parallel zu den Veranstaltungen zur Verfügung.
Zurücklehnen und Genießen – so kann das Motto in der Woche für pflegende Angehörige heißen, die zum zweiten Mal in Bielefeld stattfindet. Neben wichtigen Informationsveranstaltungen wie dem Tag der Patientensicherheit am kommenden Samstag im Ev. Krankenhaus Bielefeld am Johannesstift, steht Entspannung auf dem Programm. Die Veranstaltungen sind ein Dankeschön an Angehörige, die zu Hause pflegen. Derzeit sind das mehr als 7.000 Bürgerinnen und Bürger in Bielefeld.
Das symphonische Blasmusik-Orchester „Drei Sparren“ wird am Montag, den 19. September ab 19 Uhr den kleinen Saal der Rudolf-Oetker-Halle mit imposantem Klang erfüllen. Dabei zeigen die Musikerinnen und Musiker, wie vielfältig Blasmusik sein kann – klassisch, beschwingt oder dramatisch. Einfühlsame Rockballaden, dramatische Liebesarien von Puccini und ein aktionsgeladenes James-Bond-Spezial mit großartigen Songs, von Shirley Bassey, Adele, Tom Jones oder Paul McCartney.
Ein weiterer Höhepunkt in dieser besonderen Woche ist das Mit-Singkonzert für Menschen mit und ohne Demenz im Gemeindehaus der Ev.-luth. Marien-Kirchengemeinde am Donnerstagnachmittag, den 22. September um 15 Uhr. Wie das Konzert der „Drei Sparren“ sind das Mitsingkonzert und die dritte Veranstaltung im Unterhaltungsprogramm, nämlich das große Gala-Diner für Pflegende Angehörige, kostenlos. Im leicht zu erreichenden „Gebäude X“ der Universität Bielefeld wird am Samstag, den 24. September ab 19 Uhr festlich aufgetischt. Beim kulinarischen Verwöhnprogramm mit mediterranen Vorspeisenbüffet, Filetvariationen und Dessertvielfalt, lässt sich dann entspannt reden. Mit diesem Highlight endet die Woche für Pflegende Angehörige.